FRED SANDBACK

in der Galerie Annemarie Verna vom
10. Februar bis 25. März 2000
 

1971 fand in der Annemarie Verna Galerie die erste Einzelausstellung des damals achtundzwanzigjährigen Amerikaners Fred Sandback statt.
 
Jetzt ist die zehnte Einzelpräsentation anzuzeigen, die der Künstler bei Annemarie und Gianfranco Verna einrichtet. Letzteres tut er im eigentlichen Wortsinne, denn seine Ausstellungen verwenden den gegebenen Raum, seine Skulpturen aus farbigen Wollfäden sind Interventionen, die mit den gegebenen Räumlichkeiten «koexistieren und kooperieren».
Gerade diese Arbeitsweise und die damit verbundene und dadurch definierte Werkgestalt lässt es sinnvoll erscheinen, dem Künstler immer wieder – in unserem Falle über eine Zeitspanne von dreissig Jahren – die Gelegenheit zu bieten, in den Galerieräumen seine Arbeit ins Werk zu setzen.
Dem Besucher wurde und wird damit Anlass geboten, den Reichtum und die intuitive Fülle dieses Oeuvres, das einen so sparsamen Materialaufwand betreibt, zu erleben und sich in einer Kombination von Wiederholung, Veränderung und Permanenz zu vergegenwärtigen.
 
Dabei spielt der Betrachter im vorliegenden Fall eine wichtige Rolle. Er beschaut sich nicht nur diese Arbeiten, sondern er begeht sie, seine Perzeption erschliesst erst das Werk, konstruiert es mit physischer und geistiger Teilnahme.

Trotzdem betonte Fred Sandback 1975: «My work isn't environmental». Es handelt sich also keineswegs um Installationen im heute gebräuchlichen Sinne. Die Skulpturen existieren, auch wenn sie nicht existieren. Sie sind durch eine, jeder Skulptur jeweils eigene Form definiert. Diese findet aber ihre endgültige Gestalt, ihre jeweiligen Dimensionen und Proportionen erst unter den Bedingungen und mit Nutzung des gegebenen Raumvolumens und dessen architektonischer Form.
 
1966 stiess Fred Sandback auf sein Material, als er seine Skulptur «Line Construction» fand und erfand, die aus einer in den Raum gespannten Gummischnur bestand. Die Limitierung, die mit einer solchen Vorgabe verbunden scheint, führte keineswegs zu einem künstlerischen Reduktionismus.
Dies wäre auch der Geisteshaltung des Künstlers und seinem intensiven Interesse an klassischer Skulptur völlig entgegen gesetzt. Im Laufe der Jahre wurde die Schnur zu einer eigentlichen Richtschnur, an der sich das Werk bewähren musste.
Das umfangreiche zeichnerische Oeuvre, das sich auch durch eine eigenständige künstlerische Intelligenz auszeichnet, wird in den letzten Jahren zunehmend durch Werkgruppen ergänzt, die in der Form von Reliefs aus Holz und neuerdings aus anderen Materialien, eine Bereich zwischen raumgreifender Skulptur und illusionärer Raumdarstellung auf Papier bespielen und ausloten.


Gianfranco Verna