James Bishop

Paintings 1963 – 1980
Zur Ausstellung vom 7.September bis 28.Oktober 2006
 

«Kunst ohne Welt ist Wahnsinn.»
Julius Meier-Graefe
«Für mich gilt als Arbeitshypothese, dass die verschiedenen Etappen unserer abendländischen Malerei in verschiedenen Weisen den Augen erst die Wirklichkeiten der Welt erschliessen. Hier ist Entwicklung nicht gleich Fortschritt, sondern wandelnd bestätigt sie die Dauer des Humanen.»
Benno Reifenberg 1962
 
Die fünf Bilder dieser Ausstellung benötigen keinerlei Rechtfertigung. James Bishop hat sie zwischen 1963 und 1980 gemalt. In dieser Zeitspanne sind verschiedene grosse Bilderwelten an ihr Ende gelangt und die Zukunft der Bilder und der traditionellen Bildmittel und Verfahren stand zur Disposition. Einigen wenigen Malern gelang es, die flottierenden Kräfte des Malprozesses aufzunehmen und eine Gleichung von Konzept und Material zu finden. Denn, um vor und mit der Vergangenheit zu bestehen mussten die neuen Bilder selbstverständlich sein. Das, der Erneuerung geschuldete notwendige Defizit musste präzise kalkuliert, allfällige Verluste mit lohnenden Gewinnen aufgerechnet werden. Nunmehr verkörpern die Bilder die Eigenschaften und die Berechtigung der Bilder. Sie bestehen durch ihr Material, das nach aussen und nach innen trägt. Die Intensität und Lebensfülle einer Bildoberfläche zum Beispiel ist ein unschätzbares Gut, das die westeuropäische Malerei gestiftet hat und es ist zu hoffen, dass die Fähigkeit, dieses Gut in Anspruch zu nehmen, erhalten bleibt.
 
Die Struktur der Bilder von James Bishop entspricht derjenigen eines Organismus, oder aber man kann sie mit der Architektur eines Gebäudes vergleichen. Es gibt ein Oben und ein Unten, es gibt die Mitte, die linke und die rechte Seite. Dem Betrachter wird sofort klar, in welcher Weise er diesen Bildern ausgesetzt ist, wie er den Dialog aufnehmen kann.

Ist dies nun lediglich ein Zirkelschluss, reine Selbstbezüglichkeit ? Nein, denn die Zirkeldefinition wird gleich doppelt geöffnet, durch die Präsenz und Existenz des Werkes und durch die Bewegtheit des Betrachters.
Eine verbale Annäherung verfehlt die diskursive Ebene ebenso, wie die Oertlichkeit des Geschehens. Und damit befinden wir uns an einem entscheidenden Punkt der Argumentation, Dem Ort der Bilder, dort wo sie gesehen werden können, dort wo ihre Selbstbeglaubigung statthat. Natürlich ist es derzeit schwierig, diesem exklusiven, aber nicht unzugänglichen Ort seine Existenzberechtigung zuzugestehen. Kontemplation und Aufmerksamkeit sind unumgängliche Bedingungen. Reproduktion und einprägsame Klischierung sind kaum möglich. Diese Kunst versagt sich einer sozialen Szene und Szenerie. Sie ist kein Gefährt, das dazu gerüstet ist, irgendwelche relevanten Inhalte von einem fremden Ort zum anderen entfremdeten Ort zu verbringen.
 
Eine bemerkenswerte Konstellation der Gegenwartskultur wird anhand solcher Werke manifest: Die politisch-philosophische Tradition des zweck- und zielorientierten Denkens wird wirksam von der philosophisch-ästhetischen Tradition der Zweckfreiheit konterkariert. Gerade im Bereich der bildenden Kunst muss wohl die Frage gestellt werden, ob hier ausschliesslich der vollständigen Funktionalisierung und Verdinglichung das Wort geredet werden soll. 
 
Einige Museumsausstellungen zum Werk von James Bishop sind für die Jahre 2007 und 2008 in Planung. Angaben über den Verbleib von Malereien auf Papier und von grossformatigen Bildern nehmen wir gerne entgegen.

 
Gianfranco Verna