ROBERT WILSON

Three Installations

Ausstellung in der Galerie Annemarie Verna vom 24. November 2000 bis 27. Januar 2001
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Der Bühnenregisseur Robert Wilson hat seit den späten sechziger Jahren weltweit dem Theater entscheidende Impulse gegeben. Sein gewaltiger Einfluss kann kaum überschätzt werden. Seine Vision eines formal durchgeformten Bühnengeschehens, sein präziser Einsatz des Lichtes als zentrales Gestaltungsmittel, die sprichwörtliche Langsamkeit der Bewegungen der Figuren, all dies hat den Mythos Robert Wilson in die Theaterwelt gesetzt, der wie ein Felsen Fachwelt und Publikum in Anhänger und Gegner scheidet. Robert Wilson begeistert und polarisiert. Alle seine Schöpfungen gelten als Ereignis.

Während er in den siebziger und achziger Jahren grosse Werke für den Bühnenraum schuf, ist er seit mindestens zehn Jahren häufig als Regisseur und Bühnengestalter für die Oper tätig.
Am Zürcher Opernhaus waren 1991 Richard Wagner’s «Lohengrin» und 1996 «Oedipus Rex» vonIgor Strawinsky und «Blaubarts Burg» von Béla Bartók zu sehen.

Das Jahr 2000 beschert uns nun mit dem «Rheingold» von Wagner den Vorabend des Ring des Nibelungen. Die «Walküre», «Siegfried» und «Götterdämmerung» werden folgen.

Der Künstler Robert Wilson wurde geformt durch die Avantgardebewegungen der sechziger Jahre. Seine Sicht auf das Theater ist eine Sicht aus der Perspektive der bildenden Kunst. Performance, Installation, Zeichnung und Skulptur liefern wesentliche Grundlagen, und Wilson ist bis heute als bildender Künstler tätig geblieben. Seine Zeichnungen und Objekte werden international in Galerien gezeigt und haben grosse Resonanz gefunden.

In der Annemarie Verna Galerie wurde der Zeichner bereits 1982 mit einer umfassenden Ausstellung zu «The Golden Windows» eindrücklich und gewichtig vorgestellt. 1989 folgte eine Schau mit Objekten und Zeichnungen zu «Orlando» von Virginia Woolf. Zu beiden Ausstellungen wurden Kataloge publiziert. 1991 waren dann die Zeichnungen zu Lohengrin zu sehen, zusammen mit freien Zeichnungen und Skizzen.

Nun wird Robert Wilson hierzulande erstmals mit drei Installationen präsentiert. Die Arbeit «Deafman Glance: A Video Installation» zeigt auf vier Monitoren eine 27-minütige Adaptation einer zentralen Szene der Theaterproduktion von 1970/71. Die Arbeit ist ein Schlüsselwerk von Wilson. Die Monitoren werden vom Künstler zusammen mit den vier TV Chairs von 1993 als räumliche Installation eingerichtet.

Für die Passionsspiele 2000 in Oberammergau schuf Wilson eine eigenwillige Interpretation der 14 Stationen des Kreuzweges Jesu Christi. In Zürich adaptiert er die zwölfte Station für einen Galerieraum. Als absolute Premiere wird zudem in einem Raum eine neue installative Arbeit des Künstlers vorgestellt, die plastische und textliche Elemente und Fragmente vereinigt.

Robert Wilson wurde 1941 in Waco, Texas geboren. Er gründete in Watermill, Long Island eine Stiftung, die als interdisziplinäres Ausbildungszentrum, als Treffpunkt von Künstlern, Theaterleuten und Kunstinteressierten faszinierende neue Formen künstlerischer Kreation ermöglicht. Dort lebt Wilson zumeist während der Sommermonate.


Gianfranco Verna