Andreas Christen / Ausgewählte Werke

8. Februar bis 15. März 2014

«Das menschliche Leben ist anscheinend gerade so lang, dass man darin, wenn man für etwas lebt, die Laufbahn vom Nachläufer zum Vorgänger zurücklegen kann, und dabei kommt es für die menschliche Zufriedenheit weniger darauf an, wofür man lebt, als dass man überhaupt für etwas zu leben hat.» (Robert Musil  Aus «Der Mann ohne Eigenschaften»)

Nach und nahe einer Künstlergeneration aktiv zu sein, deren Programm einem eindeutigen Terminus der Kunstgeschichte zugeordnet wird, ist für die Rezeption der Arbeit eines Künstlers oftmals eine Hypothek. Andreas Christen (1936 – 2006) wurde 1960 von Max Bill zur Teilnahme an seiner Ausstellung «konkrete kunst 50 jahre entwicklung» ins Helmhaus Zürich eingeladen. Helio Oiticica (1937 – 1980) und Andreas Christen figurierten auf der Künstlerliste dieser epochalen Schau als die beiden weitaus jüngsten Teilnehmer. Es war dies eine ausserordentliche Wertschätzung durch eine gewichtige Persönlichkeit der Kunstwelt, die international Prioritäten zu setzen verstand. Zudem verdient die Tatsache Beachtung, dass Max Bill den von ihm gesetzten Begriff «konkrete kunst» mit einer klugen und hellsichtigen Auslegung versah, welche uns auch heute noch in Erstaunen versetzt. Die Künstlerliste zeigt, dass hier keine enge und dogmatische Programmatik demonstriert wird, sondern vielmehr Vergangenheit belegt und Zukunft angedeutet werden sollte. Trotz der vorherrschenden Überzeugung, dass dieser und jener Künstler Wegbereiter für die stete Fortentwicklung der Kunst ist, kann aber offenbar eine zutreffende Voraussage zu keinem Zeitpunkt gemacht werden. Die Kontinuität der Kunstgeschichte ist eine Konstruktion, die aus der Rückschau erstellt wird. «Entwicklung» verläuft nicht linear, sie ist das Resultat einer komplexen Vernetzung von unzähligen künstlerischen, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren und Umständen, und wer hätte damals gedacht, dass das Werk als Objekt schon bald zur Disposition gestellt werden sollte. Somit ist auch die vielbeschworene Innovation anders zu denken. Dass diese zudem heute der Verabsolutierung des Neuen schlechthin weichen musste, lässt erahnen, wie kurzzeitig ein solches Beachtungskriterium recht eigentlich beschaffen ist.

Die «konkrete kunst» als künstlerisches Umfeld verstand der junge Andreas Christen als Anknüpfungspunkt an eine innovative Moderne, als Abkehr von lokalem und provinziellem Künstlertum und Künstlertun. Die zwischen 1957 und 1960 entstandenen Bilder, die formal der konstruktiven Kunst verpflichtet sind, hat er mit Kunstharzfarbe auf industriell hergestellte Masonitplatten gespritzt. Der Herstellungsvorgang und das Material markieren also eine Abkehr vom traditionellen Tafelbild und von jeglicher künstlerischen Handschrift. Der Ablösungsprozess von den geschätzten Vorgängern wird Andreas Christen in den darauffolgenden Jahren beschäftigen. Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Leistungen, Axiomen und Paradigmen der konkreten und konstruktiven Kunst. Das Bild als Gegenstand verlangt nach mehr Eigenwert und Wirklichkeit, es wird zum Relief. Formspiele und Komposition weichen einer einheitlichen Struktur alternierender Elemente. Räumlichkeit, Licht und Schatten formulieren ein lebendiges, wandelbares Ereignis, das aus der systematischen und kohärenten plastischen Gestaltung der Oberfläche des Objekts im Zusammenspiel mit seiner realen Umgebung resultiert. Linien sind keine illusionistischen Flächenteilungen, sondern tatsächlich vorhandene Faktoren eines ganzheitlichen räumlichen und formalen Geschehens, wodurch eine farbige Abgrenzung von einzelnen Teilen obsolet wird.

Dass ab 1993 das Bildobjekt sich nicht mehr auf vier Seiten zur Trägerwand hin abschliesst, sondern als aus geneigten Ebenen zusammengefügtes Gebilde gleichsam auf die Trägerwand aufgesetzt wird, versteht Andreas Christen als die gültige Problemlösung, der er sich zuvor lediglich annähern konnte. Seine Werke sind nunmehr Ausschnitt und Teil eines räumlichen Kontinuums. Sie ermöglichen es dem Betrachter, seine Wahrnehmung von Licht und Raum zu erleben und zu reflektieren.

Eine erste Werkschau bei Annemarie und Gianfranco Verna fand 1981 statt. Für Andreas Christen bedeutete sie eine bewusste Veränderung des Kontextes für seine künstlerische Arbeit. Mit der hier angekündigten Ausstellung sind es zwölf Einzelpräsentationen und zahlreiche Präsentationen im Rahmen von Gruppenausstellungen und Messeteilnahmen der Galerie geworden. 

Installation views

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 4

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 1

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 1

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 1

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 2

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 2

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 2

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 3

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 3

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 3

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view Raum 4

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view

Andreas Christen / Ausgewählte Werke

Installation view

Works

Andreas Christen / Ohne Titel  2005  24 x 116 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

Ohne Titel
2005
24 x 116 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / Sol LeWitt Tilted Form with color ink washes superimposed  1987  Wall Drawing #524 Drawn by Nicolai Angelov

Sol LeWitt
Tilted Form with color ink washes superimposed

1987
Wall Drawing #524
Drawn by Nicolai Angelov

Andreas Christen / Monoform  1964  120 x 120 cm Polyester, weiss gespritzt

Monoform
1964
120 x 120 cm
Polyester, weiss gespritzt

Andreas Christen / Monoform  1964  120 x 120 cm Polyester, weiss gespritzt

Monoform
1964
120 x 120 cm
Polyester, weiss gespritzt

Andreas Christen / Komplementär-Struktur  1975 120 x 180 x 9 cm Epoxy, weiss gespritzt

Komplementär-Struktur
1975
120 x 180 x 9 cm
Epoxy, weiss gespritzt

Andreas Christen / Komplementär-Struktur  1975 120 x 180 x 9 cm Epoxy, weiss gespritzt

Komplementär-Struktur
1975
120 x 180 x 9 cm
Epoxy, weiss gespritzt

Andreas Christen / Komplementär-Struktur  1974  120 x 120 x 9 cm Epoxy, weiss gespritzt

Komplementär-Struktur
1974
120 x 120 x 9 cm
Epoxy, weiss gespritzt

Andreas Christen / Komplementär-Struktur  1974  120 x 120 x 9 cm Epoxy, weiss gespritzt

Komplementär-Struktur
1974
120 x 120 x 9 cm
Epoxy, weiss gespritzt

Andreas Christen / ohne Titel  1998  140 x 140 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

ohne Titel
1998
140 x 140 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / ohne Titel  1998  140 x 140 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

ohne Titel
1998
140 x 140 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / ohne Titel  1998  135 x 135 x 6.5 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

ohne Titel
1998
135 x 135 x 6.5 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / ohne Titel  1998  135 x 135 x 6.5 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

ohne Titel
1998
135 x 135 x 6.5 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / Ohne Titel  2005  160 x 160 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

Ohne Titel
2005
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / Ohne Titel  2005  160 x 160 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

Ohne Titel
2005
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / Untitled  2002  150 x 150 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

Untitled
2002
150 x 150 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt

Andreas Christen / Untitled  2002  150 x 150 cm MDF-Platte, weiss gespritzt

Untitled
2002
150 x 150 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt