Dass der Gebrauch eines Kunstwerkes dessen Bedeutung konstituiert ist eine folgenschwere Beobachtung. Ohne eine weitere Präzisierung mag sie als kritische, reduktionistische oder als realistische und affirmative Feststellung durchgehen. David Rabinowitch geht davon aus, dass ein genau definierter «Gebrauch» des Kunstwerkes durch den Betrachter eine fundamentale Voraussetzung für dessen Konstruktion ist. Dem Betrachter mit seinen Möglichkeiten des Erkennens und visuellen Erfassens wird eine zentrale Rolle zugestanden.
Die Überzeugung, dass ein Kunstwerk als eigenständige Konstruktion sinnvoll ist, bindet das künstlerisches Kredo von Rabinowitch an die Tradition der Moderne und die Form und Beschaffenheit seiner flachen Bodenskulpturen, die seit den frühen sechziger Jahren entstehen, rückt diese zumindest in die Nähe der damaligen Avantgarde. Was den Künstler aber von den meisten seiner Zeitgenossen unterscheidet, ist die Genauigkeit und Ernsthaftigkeit mit der er seine Vorgehensweise in Angriff nimmt und legitimiert. Für eine extensive Werkgruppe von Zeichnungen, die seit 1969 entsteht, hat er die Bezeichnung «Construction of Vision» gesetzt. Letztere beschreibt ein Konzept, welches auf sein gesamtes Schaffen zutrifft. Die Wahrnehmung des Werkes ist eine Konstruktion des Sehens, welche den Standpunkt, oder besser die verschiedenen Standorte des Betrachters mit der formalen Struktur und den vielen Erscheinungsweisen des Werkes verbindet.
Es versteht sich von selbst, dass vorerst der Künstler gleichermassen als Schöpfer und als Beobachter fungiert. Die radikale und selbstständige Ausformulierung dieser zentralen Problematik visuellen Gestaltens ist schon früh wahrgenommen worden. Die zahlreichen monografischen Ausstellungen von David Rabinowitch in Museen, die Einladungen zu internationalen Veranstaltungen und zur Documenta, sowie die vielen Publikationen legen davon Zeugnis ab. Trotzdem ist er ein bekannter Unbekannter geblieben, gerade weil seine Werke und die Einsichten, die diese bereitstellen, an eine Rezeption am Ort des Geschehens gebunden bleiben.
Unübersehbar ist die Rolle der Zeichnung, die dem Künstler die Möglichkeit bietet, jederzeit und erschöpfend seiner künstlerischen Thematik neue und unerwartete Wege zu eröffnen. Über die Jahre sind umfangreiche Zyklen von Arbeiten auf Papier entstanden. Die Überschreitung von Grenzen und Einschränkungen erweist sich hier als stimulierender schöpferischer Anstoss. Die «Birth of Romanticism Drawings», 2008 bis 2010, sind ein vitales und energiegeladenes Zeugnis dieses Vorgehens. Nie hat der Künstler bisher soviele Elemente, soviel Spontaneität schneller Entscheidungen in eine letztendlich konsistente Ganzheit integriert. Alle Attribute dieser Arbeiten, Farbe, Collage, Stofflichkeit und Linien, mittels Schablonen erzeugte und gesteuerte Ovale, Kreise und Muschelformen erwecken den Eindruck von Beschleunigung, von Räumlichkeit und Taktilität. Ein gleichsam sprunghaftes visuelles Erfassen wird in Gang gebracht. Entsprechend der Vielfalt und Differenziertheit der internen Struktur ist die äussere Begrenzung dieser Arbeiten variiert. Tondos und Ovale, Quadrate, Rechtecke und weitere Formen werden Teil des bildnerischen Geschehens.
Eine Publikation zur Ausstellung «Birth of Romanticism Drawings» mit einem Text von Erich Franz ist in Zusammenarbeit mit der Peter Blum Gallery, New York und dem Richter Verlag, Düsseldorf entstanden. Parallel zu unserer Schau präsentiert die Peter Blum Gallery vom 20.November 2010 bis zum 22.Januar 2011 ebenfalls Arbeiten dieser Werkgruppe.
Die Annemarie Verna Galerie hat seit 1977 neun Einzelausstellungen des Künstlers gezeigt.
Installation view Raum 4
Installation view Raum 1
Installation view Raum 1
Installation view Raum 1
Installation view Raum 2 bis 4
Installation view Raum 2
Installation view Raum 2 und 1
Installation view Raum 3 und 4
Installation view Raum 3
Installation view Raum 3 bis 1
Installation view Raum 4
Installation view Raum 4
Laying Siege to Sympathy
2010
Ø 76 cm
wax medium with pigment, oil paint, charcoal, pencil with Belgian linen collage on hand made paper
Surpassing Rupture
2009
81.6 x 43.5 cm
oil pastel, acrylic, pencil, charcoal, beeswax with charcoal, paper collage on paper
Torrents Swept in an Instant
2010
187.6 x 46.6 cm
acrylic, oil pastel, gesso, charcoal, collage on Belgian linen
Torrents Swept in an Instant
2010
187.6 x 46.6 cm
acrylic, oil pastel, gesso, charcoal, collage on Belgian linen
Untitled
2008
47.9 x 48.3 cm
charcoal pencil, casein paint, wax medium with pigment, oil paint, acrylic paint with collage on linen
Untitled
2009
48.3 x 47.6 cm
oil pastel, pencil on Belgian linen
Annilhilation Bridging Attainment of Oppositions
2009
85 x 25 cm
oil paint, casein paint on Belgian linen collage
Neptuns Yellow Sands
2009
60.5 x 61 cm
wax medium with pigment, oil paint, casein paint, pencil, crayon, charcoal on Belgian linen collage
Untitled
2010
71.1 x 49.8 cm
charcoal pencil, casein paint, wax medium with pigment, oil paint, acrylic paint with collage on linen
The Whole of the Opposite
2009
48.3 x 47.6 cm
oil pastel, acrylic, pencil on Belgian linen
A Contrary Bounding
2008
50.8 x 50.8 cm
beeswax and charcoal, oil pastel, graphite, sandpaper, collage on paper
Anchored in Laying Bare the Disquise
2008
43 x 66 cm
oil paint and pencil on paper collage
Untitled
2009
99.1 x 59.7 cm
oil pastel, acrylic, oil paint, beeswax with charcoal, pencil, collage on linen
Withdraw and Return
2009
22.9 x 21.6 cm
oil paint, beeswax with charcoal on Belgian linen
Gather into Diversity
2008
49.5 x 78.1 cm
oil paint, beeswax with charcoal, wax medium with pigment, collage on paper
Unusual Tidings
(For Maud Calverley In Memoriam)
2008
92.4 x 28.9 cm
oil pastel, wax pigment with charcoal, pencil, collage on paper
The Limbs of Her Spirit
2009
39.1 x 40.6 cm
oil pastel, wax medium with pigment on paper
Untitled
2008
111.1 x 47.6 cm
paper collage, oil pastel, wax medium, pencil, oil paint, acrylic, color pencil on Belgian linen
Untitled
2008
54.6 x 57.5 cm
charcoal pencil, casein paint, wax medium with pigment, oil paint, acrylic paint with collage on linen
Untitled
2009
92.7 x 92.7 cm
sandpaper, oil paint, wax medium with pigment, graphite on paper
Richard Tuttle
50 Years of Collaboration
25. September bis 30. November 2024
Richard Tuttle
Complete Interviews 1970–2022
Editiert und mit einem einführenden Interview von Dieter Schwarz
Glen Rubsamen
The Petrified Forest
Herausgeber: Glen Rubsamen
INSIGHT #3 beleuchtet das zeichnerische Werk von Fred Sandback anhand von drei Beispielen aus den Jahren 1974 und 1982.
Rita McBride, Momentum,
Dia Beacon, Beacon, NY
1. Juli 2023 bis Januar 2025
Ree Morton with Natalie Häusler,
To Each Concrete Man, Kunstmuseum Bochum
11. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
16. November 2008 – 2033