Die Bahnlinie heisst Metro North. Sie führt dem Hudson River entlang ins Hudson Valley. Schon seit mehr als dreissig Jahre fahren wir im Frühling, im Herbst, einmal oder zweimal fast jedes Jahr zu Sylvia und Robert Mangold. Studio visit umschreibt diese Tagesreisen nur mangelhaft. Für einige Stunden lassen wir die Kunsthauptstadt New York hinter uns. Hauptstadt der Behauptungen könnte man sagen, denn längst geht der Diskurs ins Leere, der dieser Kunstszene wertend auf den Leib rücken möchte.
Wir besuchen die Mangold’s in ihrem Lebensraum und Arbeitsraum. Das niedrige Farmhaus in hügeligem Gelände, in dem sich neben den Wohnräumen auch das Studio von Sylvia Plimack Mangold befindet und die rotbraune Barn, in die das fensterlose Oberlichtstudio von Robert Mangold eingesetzt ist, dieser räumliche Rahmen vermittelt Stetigkeit, Aufmerksamkeit, Intensität.
Hier wird Kunst nicht nur geschaffen, hier ist Kunst eine Lebensweise. An den Wänden des Wohnhauses finden sich schöne kleine Werke von Künstlern, die zum Freundeskreis gehören oder gehörten, aber auch Zeichnungen, Holzschnitte und Radierungen von Corinth, Feininger und Albers. Die Sammlung, aus Künstlersicht zusammengetragen, führt ein in jene Atmosphäre, die den Bewohnern lieb ist.
Mitte der siebziger Jahre, nach dreizehn wichtigen Jahren in der City und somit in der damals dichten und signifikanten Art Community, sind Sylvia Plimack Mangold und Robert Mangold hierher gezogen. Sicher waren sie der Ueberzeugung, dass dies eine, ihrem Schaffen förderliche Distanzierung bedeutete. Das Kunstleben von New York blieb immer in Reichweite, die eigenen Werke aber brauchten nicht dessen ständige und hautnahe Beglaubigung.
Trotzdem, der Rechtfertigung des eigenen Schaffens kann sich der Künstler niemals entziehen. Die Lebensgemeinschaft des Künstlerpaares ist der Virulenz und der Verantwortung, die das Thema vorgibt ständig ausgesetzt. Robert Mangold hat sich gegenüber Richard Shiff dazu wie folgt geäussert: «Sylvia and I curiously were doing work that was both very different and in ways very related. I’m not sure we can recall the exchanges we had, but over the years there has been many cross influences, we have learned a great deal from each others work.»
Für uns ist das Betreten des Ateliers von Robert Mangold jedesmal ein besonderes Ereignis. Es ist ein Gefäss, das einem stimmigen Resonanzraum gleicht. Nirgendwo entfalten die grosszügigen Leinwände ihre Überzeugungskraft besser, als an diesem Ort. Intuition, Planung, Ausführung vereinigen sich zur gültigen Form. Was aber wirklich zählt ist die Überraschung, die sich vor jeder neuen Werkgruppe einstellt. Einige schöne Zeichnungen und Pastelle an einer Studiowand haben zwar eine Vorahnung gegeben, aber die eindringliche und selbstverständliche Präsenz der Bilder ist nur hier und jetzt zu erfahren. Diese Arbeiten haben eine feste, selbsttragende Basis. Die historische Zäsur, die in den sechziger Jahren die Welt der Kunst erschütterte, hatte Mangold dazu veranlasst, an der Malerei festzuhalten. Erneuerung sah er in der Analyse und schöpferischen Beschäftigung mit den Mitteln, durch die sich Bilder definieren. So entstand ein eindrucksvolles und fundiertes Gebäude, dem immer wieder neue Räume eingefügt werden, ein Lebenswerk, reich und voller vielfältiger Facetten.
Das Studio von Sylvia Plimack Mangold ist durchlässiger, nach aussen gerichtet. Es findet seine Fortsetzung vor den Baumgruppen, oder besser den genau definierten Baumkonstellationen in der nächsten Umgebung des Hauses. Für die Malerei von Sylvia sind wenige Motive als stabile visuelle Referenz von grosser Wichtigkeit. Sie gehören zum unmittelbaren Lebensraum und bieten sich an zur tagtäglichen Begegnung. In New York, in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren entstanden grossartige Bilder und Zeichnungen, welche anhand von sorgfältig bestimmten Auschnitten, vorgefunden im Loft, das von den Künstlern bewohnt wurde, Exerzitien visueller Erkenntnis offerieren. Nicht zu übersehen ist jedoch, dass dies keine konzeptionellen Entwürfe sind, sondern dass in sehr persönlicher und lustvoller Art und Weise die Mittel und Traditionen realistischer Malerei dem Artefakt Erfülltheit, Tiefe und Schönheit verleihen. Zwischen 1977 und 1985 erkundeten die Malereien von Sylvia Plimack Mangold die neue, ländliche Umgebung. Ab 1986 fand eine Fokussierung statt. Die Motive werden nun präzise abgegrenzt und benannt. «The Locust Tree», «The Linden Tree», «The Locust Tree with Maple», «The Elm Tree». Sichtbar ist eine Befreiung und Differenzierung des Farbauftrages, eine Verdichtung der malerischen Oberflächen. Der tätige Dialog der Malerin mit der jeweiligen Leinwand erstreckt sich über lange Zeiträume. Es enstehen Sommerbilder, Winterbilder. Jahreszeiten und Lebenszeit bereichern die Substanz dieser Werke.
Demzufolge treffen wir beim Besuch des Studios nie auf viele Bilder. Umsomehr ist es ein Privileg, am Werden und an der Vollendung der Werke als Betrachter teilzuhaben.
Die Arbeiten auf Papier, die in unserer Ausstellung zu sehen sind, repräsentieren in gültiger Weise verschiedene Arbeitsphasen von Sylvia Plimack Mangold und von Robert Mangold.
Installation view Raum 4
Installation view Raum 1
Installation view Raum 2
Installation view Raum 2
Installation view Raum 2
Installation view Raum 3
Installation view Raum 3
Installation view Raum 3
Installation view Raum 4
Installation view Raum 4
Installation view Büro
Installation view Büro
Installation view Büro
Robert Mangold
Tall Column A (Dark Blue)
2005
217.2 x 55.9 cm
etching / aquatint
Ed. 10/35
Robert Mangold
Plane/Figure
1992
105.4 x 148.6 cm
graphite on paper
Robert Mangold
Plane/Figure
1992
105.4 x 148.6 cm
graphite on paper
Robert Mangold
Framed Square with Open Center IV 1st version
2013
81.3 x 75.6 cm
pastel and pencil on paper
Robert Mangold
Split Square with Open Center
2012
76.2 x 75.6 cm
pastel and pencil on paper
Robert Mangold
Three Color Frame Painting
1985
92 x 81.3 cm
acrylic and pencil on paper
Robert Mangold
Distorted circle within a orange square
1972
35.6 x 28 cm
acrylic on paper
Robert Mangold
Distorted circle within a yellow square
1972
35.6 x 28 cm
acrylic on paper
Robert Mangold
Distorted circle within a green square
1972
35.6 x 28 cm
acrylic on paper
Robert Mangold
Distorted Ellipse / Rectangle
1972
38.3 x 45.5 cm
acrylic and pencil on paper
Robert Mangold
Untitled Study
2011
81.3 x 75.6 cm
pastel and pencil on paper
Robert Mangold
Angled Ring I Study
2011
76.2 x 68.6 cm
pastel and pencil on paper
Robert Mangold
Compound Ring Study
2012
76.2 x 70.5 cm
pastel and pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
Maple Tree
2009
38.7 x 76.8 cm
pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
Study for «Hallway»
1969
45.7 x 61 cm
pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
Untitled (staircase)
1968
45.7 x 61 cm
acrylic and pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
Untitled (staircase)
1968
45.7 x 61 cm
pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
The Pin Oak 10/06/05
2005
30.5 x 75.5 cm
graphite, watercolor and acrylic paint on paper
Sylvia Plimack Mangold
The Pin Oak
4/10 + 3/13
2010 / 2013
37 x 60 cm
graphite and watercolor on paper
Sylvia Plimack Mangold
Blue Pin Oak
2012
45.5 x 60 cm
graphite, watercolor and oil on paper
Sylvia Plimack Mangold
The Pin Oak 04/11/10
2010
45.5 x 61 cm
graphite and watercolor on paper
Sylvia Plimack Mangold
The Pin Oak 6/15/02
2002
56 x 76.2 cm
watercolor and pencil on paper
Sylvia Plimack Mangold
The Pin Oak 9/12
2012
56.5 x 76 cm
graphite and watercolor on paper
Richard Tuttle
50 Years of Collaboration
25. September bis 30. November 2024
Glen Rubsamen
The Petrified Forest
Herausgeber: Glen Rubsamen
INSIGHT #3 beleuchtet das zeichnerische Werk von Fred Sandback anhand von drei Beispielen aus den Jahren 1974 und 1982.
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1. Juli 2023 bis Januar 2025
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To Each Concrete Man, Kunstmuseum Bochum
11. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
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16. November 2008 – 2033