Galeriebrief 2/2006

28. März bis 13. Mai 2006

JAMES BISHOP (*1927 USA) Paintings 1963-1987 Teil I
In den frühen sechziger Jahren malte James Bishop seine ersten grossformatigen quadratischen Bilder. Weil er es sich zum ersten Mal leisten konnte, eine Rolle Leinwand zu kaufen, versuchte er, deren Breite von zwei Metern möglichst auszunützen. Er spannte die Leinwand auf einen 195 x 195 cm grossen Keilrahmen. Dies war zwar sehr knapp bemessen, entspricht aber der Ökonomie mit der unser Maler sein Material handhabt. Es ist eine sehr persönliche Ökonomie, die ein grosses Mass an Wertschätzung beinhaltet, für die unbemalte und bemalte Leinwand und für die feinen gesättigten Farbpigmente. Letztere weisen verschiedene Wärmegrade auf und überziehen die Leinwand mit einer körperlich anmutenden Haut. Offenbar sind Leinwand und Farbe immer wieder Anlass für eine nie ganz zu überwindende Hemmung. Sie nötigt den Maler zeitlebens dazu, mittels komplizierter Strategien seiner Rolle gerecht zu werden und das Bild zu sich selber finden zu lassen. Als dann ein gutes Vierteljahrhundert später sein Interesse an den grossen Leinwänden, die einem - seinem menschlichen Mass entsprechen, langsam nachlässt, überträgt sich die Ökonomie mehr und mehr auf die kleinen Papiere, die durch vielerlei Berührungen mit Pinsel und Stift zu Malereien werden, deren Intensität und Konzentriertheit kaum zu überbieten sind.

Ein gemaltes Bild ist aus einer bestimmten Sicht zunächst immer Anlass zu einem Werk der Malerei. Die Geschichte der Malerei ist die Geschichte der mehr oder weniger bedeutenden und gelungenen Werke und der lustvollen Weise, in der die Maler und die Initierten und Adepten diesen verfallen sind. Ein merkwürdiges Suchtverhalten ist also der gemeinsame Nenner, der auf einer bestimmten Rezeptionsebene Objekten unterschiedlichster ästhetischer Kohärenz und materieller Beschaffenheit ein kontinuierlich tradiertes, ungebrochenes Interesse sichert. Erst seit man die Bilder mit allen Bildern verwechselt ist Irritation aufgekommen. Es besteht Bedarf nach genauer Abgrenzung und seriöser Untersuchung und Bestimmung von Kriterien. Einleuchtend ist, dass diese der Tradition abgewonnen werden müssen, ohne aber der blossen Wiederholung derselben zu verfallen. Auf diesem Feld ist das die Noblesse der persönlichen Formulierung, der konsistenten Innovation und das Lebenswerk von James Bishop ist dazu ein edles Beispiel.

Eine überschaubare Anzahl von Leinwänden, die James Bishop bemalt hat, bilden feste Orte in seiner Erinnerung und in seinem Leben. Kleine Werkgruppen sind gleichsam signifikante Einzelfälle im vorsichtigen und aufschlussreichen Dialog. Dies soll in zwei Ausstellungen dargestellt werden. Eine erste Präsentation umfasst sechs Bilder, drei davon aus den sechziger und drei aus den achtziger Jahren.

Die Organisation des Bildgevierts ist immer einfach und durch Balken und Flächen bestimmt. Dort wo die Farbfelder einen Saum bilden entstehen Begrenzungen voll verhaltener Vibration. Bishop hat seine Oberflächen einmal gestörte Oberflächen genannt. Der verborgene Pinselduktus des Malers teilt sich mit, als eine merkwürdige, ihm eigene Bewegung und Bewegtheit.

Sich über diese Malerei zu äussern ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist, als ob man ihre Stille und Anschaulichkeit stören würde. Natürlich würde man aber einem Mythos das Wort reden, wenn man unterstellen möchte, dass sie sich unmittelbar und nur über das Auge erschliessen lässt. Eine erfüllte Kunsterfahrung beinhaltet gleichermassen visuelles Erkennen, wie Wiedererkennen. Voraussetzung ist ein Wissen um den Baum, auf dem die Früchte gewachsen sind.

Hinweis:

Buch-Vernissage am Mittwoch, 31. Mai 2006, von 18.00 bis 20.00 Uhr:
Frau Dr. Christine Jenny: Transfomationen im Werk von Richard Tuttle 1965 – 1975