Galeriebrief 3/2002

16. Mai bis 6. Juli 2002

JOSEPH EGAN, Rain on the roof
Die Arbeiten des fünfzigjährigen Künstlers sind das Werk einer erfahrenen, einer reifen Künstlerpersönlichkeit. Einerseits ist es Joseph Egan möglich, viele Findungen und Erfindungen in seinen Konstruktionen in fruchtbarer Weise zur Anwendung zu bringen. Diese hat er über viele schöpferische Jahre zu hochsensiblen und tauglichen Geräten entwickelt. Andererseits ist das Farb- und Formmaterial voller Spuren und Schwingungen, den Einflüssen präziser und leidenschaftlicher Beobachtungen. Was in den Blick gerät rührt zur Teilnahme. Die Erfahrungen, die Kunstwerke eröffnen, fallen auf die Welt zurück, und die belebte und gelebte Alltäglichkeit vermag in einem seltsamen Prozess in das Artefakt einzutreten. Wohlverstanden ist hier nicht die Rede von televisiver und sozial apostrophierter Welterfahrung. Vielmehr verhält sich der Künstler als Rezeptor von Zeichen und Klängen, die dem menschlichen Gesichtssinn zugänglich sind und ihre Verkörperung im Werk erfahren.

Joseph Egan schafft Orte, wo es tatsächlich etwas zu sehen gibt. Die Farbe, die im Gebrauch alle Schattierungen annimmt, feinste Differenzierungen aufweist, ist sein Medium. Rahmen, Behälter, Konsolen sind zugleich formale und funktionale Motive, die in beinahe hierarchischer Folge ihren Fokus einkreisen oder in optimaler Weise darbieten. Bildträger, Bildgeviert oder Bildausschnitt, der Wand als fiktionale Wand vorgestellt, sind zumeist Holzkonstruktionen, aus Dachlatten gefügt und gebaut. Eine satte, kostbare Farbhaut hebt diese Konstruktionen aber gleichsam in einen anderen Status. Das Bild ist Bühne für ein reich artikuliertes, multichromes Geschehen, wo auch merkwürdige Gegenstände, frei oder fixiert, zu Wort kommen.

Joseph Egan ist ein Künstler, der in die Werkstatt zurückgekehrt ist. Er vertraut der Würde seiner Arbeit. Handwerk und Poetik fügen sich in eins. Die Zeit des Tuns ist auch die Zeit des Reflektierens. Eine Kunst ist gemeint, die mit Bedacht zu sich selbst zu kommen vermag.

Seine Ausstellungen sind wohldurchdachte und austarierte Setzungen. Sie sind der Rahmen und die grosse Form, vom Künstler sorgfältig orchestriert. Modellhaft entwerfen sie das ideale Gehäuse eines Gesamtwerkes.

Hinweise

Naked came the Stranger– Rita McBride, 30. Mai bis 25. August 2002.
Kunstmuseum Liechtenstein:

Richard Tuttle, 20. April bis 14.Juni 2002.
Galerie Schmela, Düsseldorf:

Richard Tuttle – cENTRE, 27. Juni bis 15. September 2002.
Centro Galego de Arte Contemporanea, Santiago de Compostela, Spanien:

Richard Tuttle – Memento, 28. Juni bis 15. September 2002.
Museu de Arte Contemporanea, Porto, Portugal:

Donald Judd. Das Frühwerk 1955–1968, 5. Mai bis 21. Juli 2002
Kunsthalle Bielefeld

Besuchen Sie uns an der ART 33 Basel, 12. bis 17. Juni 2002, Halle 2.0 / Stand K5.