Galeriebrief 3/2007

22. Mai bis 7. Juli 2007

FRED SANDBACK (1943–2003) Sculptures & Drawings
«Im Laufe der Jahre habe ich den Titel 'Bildhauer' bevorzugt. Ich mag seine Fundiertheit, sie verweist zurück auf meine frühe Liebe für die Skulptur von Michelangelo, Rodin und Henry Moore beispielsweise. Sehr früh schon aber habe ich mich von dem Modell solcher einzelnen skulpturalen Volumina zugunsten einer Skulptur gelöst, die weniger ein Ding an sich wurde und mehr eine diffuse Schnittstelle zwischen mir, meiner Umgebung und anderen, die diese Umgebung bevölkern; errichtet aus dünnen Linien, die ausreichend Raum liessen, um sich durch sie hindurch und in ihr herum zu bewegen. Noch Skulptur, wenn auch weniger dicht, mit einer Ambivalenz zwischen Aussenraum und Innenraum. Eine Zeichnung, die man bewohnen kann.»
Fred Sandback, 1998. Englisch in «Here and Now» F.Sandback, Leeds, 1999. Deutsch in F.S. Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, 2005.

Nie war etwas Pose, was Fred Sandback (1943-2003) gesagt oder geschrieben hat. Er versuchte, so präzise und klar wie möglich das zu formulieren, was mit Worten gesagt werden kann. Und wenn er den klassischen Terminus «Skulptur» für seine Werke verwendet, so hat dies gute Gründe. Der Begriff, so wie er in der Kunstgeschichte gebraucht wird, verdeutlicht, welche der traditionellen Attribute in Freds Arbeiten vorhanden sind und welche abhanden gekommen sind. Gerade das was als Verlust verbucht werden könnte, steht für die grosse Leistung des Künstlers, welche die Konventionen und Vereinbarungen übersteigt, die Verbindung zum historischen Inventar aber nicht aufkündigt. Anstatt determinierte Ansprüche zu affirmieren oder zu negieren eröffnen diese Arbeiten ein Spiel mit Ambivalenzen, das notwendigerweise neue Verhaltensweisen, andere und selbstgesetzte Spielverfahren erfordert, um das Unbestimmte in Bestimmtes zu überführen. So sind beispielsweise die Form, die Farbe und die Abmessungen des künstlerischen Gegenstandes erst aus der konkreten Situation, aus den vorliegenden Umständen heraus zu definieren.

Das Erneuerbare – die Skulptur – erfordert Erfindungen und Entscheidungen, aus denen ein anderes, zwingendes Ensemble von Bedingungen der Möglichkeiten künstlerischer Arbeit resultiert, dem sich der Künstler gleichsam ausliefert.

Form, Material und Raum sind so zueinander in Beziehung gesetzt, dass die interdependenten Elemente als ein komplexes Ganzes in Erscheinung treten. Der Werkstoff der Skulpturen, das Acrylgarn, ist zwar präsent, fällt aber wortwörtlich kaum ins Gewicht. Die jeweils vorgefundene architektonische Situation wird Teil der Arbeit und sie ist deren Voraussetzung.

Seit 1971 fanden in den Räumen der Annemarie Verna Galerie elf Einzelausstellungen von Fred Sandback statt. Die Mehrzahl der Ausstellungen hat der Künstler selbst aufgebaut, so auch 1996 und 2000 in den gegenwärtigen Räumlichkeiten an der Neptunstrasse 42. Diese besondere Hinterlassenschaft, die als Erinnerungen, als Eindrücke und starke Erfahrungen bei uns und bei anderen verblieben ist, soll auch in dieser Präsentation mit Skulpturen und Zeichnungen aus dem Nachlass spürbar sein. Unser Dank geht an Amy Baker Sandback. Sie hat die Arbeiten für diese Ausstellung ausgewählt und die Installation der Werke überwacht.

Werke von Fred Sandback sind z.Z. auch im
Kunstraum Alexander Bürkle, Robert-Bunsen-Str.5, Freiburg i.B. und im
Metropol-Kunstraum, Georgenstrasse 40, München zu sehen.

Hinweise:

ART38 Basel
Die Schwerpunkte in diesem Jahr sind Werkgruppen von Fred Sandback (1943-2003), von Richard Tuttle, James Bishop und Robert Mangold.