Retrospektiv III:
Sylvia Plimack Mangold – James Bishop, Werke 1969 – 2002
Rückschau, Erinnerung – Retrospektiv, Konzepte die schlecht zu den Prioritäten des Kunstbetriebes passen, so, wie dieser in ungebrochener Hektik der Trance unmittelbarer Gegenwart verfallen ist. Wenn das Heute schon ungenügend ist und bestenfalls als Ausguck zum Morgen herhalten kann, dann könnte die Anmahnung eines anderen Zeithorizontes leicht als betuliche Anmassung missverstanden werden.
Nun liegt aber hier ein Fall vor, der schon fast ein besonderer ist. Diese Galerie hat an diesem Standort ein Leben gelebt und möchte auch weiterhin ein solches leben. Substanz, Profil und Vitalität der Galerie sind weitgehend den Künstlern zu verdanken, die ihrerseits Anspruch auf ein Lebenswerk haben. Viele sind Partner über Jahre und Jahrzehnte, andere sind neu dazugestossen und haben entschieden, sich hier wohlzufühlen. Alle haben hier Sichtbarkeit gewonnen und die Erfahrung belegt, dass dazu meist sehr viel Zeit notwendig ist. Die Künstler haben ihr Werk gebaut über viele Zeitschwellen und die Galerie freut sich, sie begleiten zu können.
1976 hat die Galerie erstmals Werke des amerikanischen Malers James Bishop, Jahrgang 1927, gezeigt. Bishop lebt in Frankreich. In wunderbarer Weise evozieren seine Werke die sinnliche Qualität der Farbhaut, des Farbflecks. Die grossen Bilder der früheren Jahre, die intimen und kostbaren Malereien auf Papier sind gleichsam aus sich selbst entstanden, selten und bedächtig. Wer die Körperlichkeit von Malerei zu spüren vermag, der sieht hier diese Werte einer grossen Tradition nochmals gültig repräsentiert.
Die 1938 geborene Sylvia Plimack Mangold wird von der Galerie seit 1978 vertreten. Sie hat das Terrain der Malerei ebenfalls nie verlassen. Die fruchtbare Selbstbefragung der Malerei in den sechziger Jahren, im Anschluss an einen Höhepunkt amerikanischer abstrakter Kunst, bilden den Ausgangspunkt ihrer Arbeit. Abstraktion und Gegenständlichkeit erscheinen ihr nicht als Antipoden mit Ausschliesslichkeitsanspruch. Bald findet sie einen eigenen konzeptuellen Ansatz, eine Art abstrakte Auffassung von Gegenständlichkeit. Präsenz gewinnt das Werk allein dadurch, dass das Bild letzlich eine autonome Realität besitzt. Malerei, besteht aus unzähligen Handlungen, Entscheidungen, Setzungen, die informiert und gesättigt sind durch fremdes und eigenes Wissen, durch eigene und fremde Erfahrungen. Der Bildgegenstand, seit den achziger Jahren zumeist Bäume, die in der Nähe des Wohnhauses stehen, wird von der Malerin in einem langen und intensiven Arbeitsprozess, teilweise vor dem Motiv, transformiert, auf die Fläche gebracht. Die lebendige Farbstruktur und Farbmaterie tilgt alles schematisch Vorgewusste. Das fertige Gemälde offeriert dem Auge ein Feld reicher und nuancierter visueller Erfahrungen.
Die retrospektive Schau zeigt Arbeiten aus verschiedenen Arbeitsphasen sowohl von James Bishop, wie von Sylvia Plimack Mangold.
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