Galeriebrief 1/2011

19. Februar bis 9. April 2011

Donald Judd  Early Woodcuts Trial Proofs
Sol LeWitt  Four Towers Structure

1973 fand die erste Einzelausstellung von Donald Judd (1928-1994) in der Galerie Verna statt und 1975 folgte eine erste Schau mit Sol LeWitt (1928-2007). Dies könnte den Anschein erwecken, als ob sich die Galerie damit durch ein klar definiertes künstlerisches Programm zu charakterisieren versuchte, als dessen überragende Exponenten die beiden Persönlichkeiten gesehen werden. Die Neigung, Dinge der Kunst unter Berücksichtigung augenfälliger Gegebenheiten einem passenden, plausiblen Stilbegriff zuzuschlagen, jeweils also unter dem Aspekt von Ähnlichkeit zusammenzufassen, verpasst den weit aufschlussreicheren Gesichtspunkt, jenen der signifikanten Unterschiede. Bei epochalen künstlerischen Leistungen sind es diese Unterschiede, die jeweils Vergleichbares voraussetzen und gerade aufgrund dieser Konstellation relevante und substantielle Einsichten und Ansichten gewähren. Gemeinsame Ideen und künstlerische Zielsetzungen, eine gleichgerichtete, als Notwendigkeit wahrgenommene Verpflichtung zur Innovation bedingt durch eine gegebene historische Gemengelage, bilden dazu die Basis. Eine wesentliche Voraussetzung um den damit verbundenen Errungenschaften gerecht zu werden, ist ein Kunstverständnis, das visueller Erkenntnis Eigenständigkeit und demgemäss einen hohen Stellenwert zugesteht.

In weicheren Epochen versucht alles sich von allem zu unterscheiden, mit dem fragwürdigen Erfolg, dass ausser dem kleinen Unterschied alles mehr oder weniger ein Gleiches bleibt. Eine metaphorische Einfärbung und Überhöhung all dieser Einzelfälle vermag daran auf die Dauer nichts zu ändern.

«You see, the thing about my work is that it is a given.» So äussert sich Don Judd 1971 in einem Interview. Die reale Präsenz dieses Gegebenen, Bekannten macht komplexe Setzungen, Erfindungen und Entscheidungen notwendig. Mit der ihm wichtigen Autorität des Künstlers manifestiert Don Judd diesen starken und prioritären Willen zur Anwesenheit.

Eine bestimmte Form von Abwesenheit ist für Sol LeWitt’s Strategie kennzeichnend. Das «Grid», die Gitter-Struktur vermag dieses Konzept recht präzise zu verbildlichen. Es ist dies der Verzicht auf ein abgeschlossenes, genau begrenztes Volumen und auf eine einheitliche Form zugunsten eines sich ausbreitenden und offenen Netzwerkes.
Mentalitätsgeschichtlich kann so eine exklusive einer inklusiven Vorstellung entgegengesetzt werden, ohne damit vorschnelle Ressentiments zu verbinden.

Die Ausstellung, die hier vorgestellt wird, zeigt auf exemplarische Weise die Wege, die Judd und LeWitt jeweils eingeschlagen haben und das Ziel, das sie so erreicht haben.

Von Donald Judd sind Zustandsdrucke zu folgenden, für sein Werk zentralen frühen Portfolios zu sehen: «Untitled 1961-63/1968-69  Set of twenty-six woodcuts in cadmium red» und «Untitled 1961-63/1969  Set of twelve woodcuts in cerulean blue». Sie belegen, wie sich der Künstler an eine endgültige Fassung der Drucke mittels Handabzügen herangetastet hat. Das unübliche und unkonventionelle Druckverfahren liess viele Möglichkeiten offen. Auch kleine Differenzen von Farbe, Textur, von verschiedenen Papieroberflächen wollte er sich vergegenwärtigen.

Das Werk von Sol LeWitt ist durch eine grosse Struktur «Four Towers» aus dem letzten Lebensjahr repräsentiert. Dazu gesellen sich eine Anzahl von «Working Drawings» sowie ausgewählte Gouachen. «Four Towers» ist ein kapitales und spektakuläres Werk, das als überragendes Vermächtnis gesehen werden darf.

Ausstellungen

18.11.2010 – 10.4.2011
Richard Tuttle, ‘Triumphs’,
Dublin City Gallery, Dublin

16. November 2008 – 2033
Sol LeWitt
A Wall Drawing Retrospective

Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art