«Ich schulde Ihnen die Wahrheit in Malerei, (...la vérité en peinture...) und ich werde sie Ihnen sagen.» Das Versprechen, das Paul Cézanne in einem Brief vom 23.Oktober 1905 seinem Briefpartner, dem Maler Emile Bernard gegeben hat, veranlasste 1978 Jacques Derrida und 1982 Louis Marin dazu, feinsinnige Texte zu verfassen. Dass der Maler die Wahrheit, die seine Werke aufweisen, mit Sprache sagen will be-schäftigt gleichermassen den Philosophen wie den Kunsthistoriker. Und äusserst genau stellt Louis Marin fest: «Derart sind wir – zugunsten jener Distanzierung durch den Diskurs und in denselben – von der opa-ken Vermittlung der sprachlichen Zeichen zur transparenten Unmittelbarkeit des Blicks übergegangen: wir sind mittels der Wahrheit von der einen zur anderen übergegangen.» (L.M. 'Texturen des Bildlichen' di-aphanes 2006) Auf was aber richtet sich der Blick, auf das, was das Gemälde zeigt, oder auf das Werk, das sich selbst zeigt ?
In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Malerin Sylvia Plimack Mangold. Wahrheit gibt auf völlig unprätenziöse Weise ihrem Schaffen seit vierzig Jahren ein Zentrum.
Das Motiv, das die Künstlerin einem arbeits- und zeitintensiven Aneignungs- und Transformationsprozess unterzieht, bleibt durchgehend Vorwurf und Referenz. Seine Funktion ist vielfältig, wandelbar, inspirie-rend. Die Werke, die zwischen 1967 und 1975 in New York entstehen, zeigen präzise die perspektivisch erfasste Räumlichkeit, die Texturen, das Licht und die Stimmung ihres unmittelbaren Arbeits- und Le-bensraumes. Alle Aspekte werden gleichsam festgestellt. Eine Versuchsanordnung, manchmal unter Ein-bezug eines Spiegels, oder etwa von Lichtflecken, später von Masstäben und in Trompe-l'oeil Manier gemaltem Klebeband stellt der anschaulichen Wahrheit die Täuschung gleichberechtigt zur Seite.
Nach 1976 malt Sylvia Plimack Mangold Werke, die die Attribute und Eigenschaften, sowie die Machart der Bilder präsentieren und repräsentieren. Machart versteht sich hier im nobelsten Sinne des Wortes. Sie ist die Verkörperung des Bildobjekts, seine sinnlich erfahrbare Gegenwart.
Der Umzug ins Tal des Hudson-River ermöglicht zunächst radikale, beinahe abstrakte und selbstbezügli-che Bildlösungen. Dann, allmählich, in überlegten Schritten erfolgt der Wiedereintritt des Bildmotivs, zunächst der Landschaft, die nunmehr tagtäglich präsent ist. Nachtlandschaften und Abendstimmungen mit tiefen Horizonten, mit grosszügigem Pinselstrich und Duktus gemalt vermitteln die Freude und die Lust am Malen und am Gelingen.
Immer ist das malerische Handwerk von Sylvia Plimack Mangold betörend. Direkte Notwendigkeit führt den Pinselstrich, bestimmt Zeichnung und Farbauftrag. Ein langes, aufmerksames Zwiegespräch, das Se-hen und Tun, Wissen und Erfahrung fokussiert und, gefasst durch das Bildgeviert, zum Ganzen, zum Werk findet.
Mitte der achziger Jahre beginnt die intensive Untersuchung eines Bildthemas. Die Bäume, die in unmit-telbarer Umgebung des Studios in einer Gruppe zusammenstehen werden zu den bevorzugten Modellen von Sylvia Plimack Mangold: 'The Maple Tree', 'The Maple Tree with Pine', 'The Pin Oak'. Winter- und Sommerbilder, Naturzyklus und Lebenszeit bilden den generalisierten Sinnhorizont. Die unerbitterliche Orientierung der Malerin an der Faktizität des Motivs distanziert das Bildobjekt, verhindert jeden vorder-gründigen Naturalismus. Widerstand erwächst dem Bildgeviert durch die Beschaffenheit des jeweiligen Baumes, seiner eigenständigen markanten Räumlichkeit. Die Malerin ist Beobachterin erster und zweiter Ordnung. Im gleichen Masse, in dem die Nähe zum Bild, das im Entstehen ist, zunimmt, entfernt sich der Bildgegenstand. Die Verlässlichkeit der Aussenwelt wird Teil der Wahrheit des Bildes.
Sylvia Plimack Mangold hat die Bilder und Aquarelle unserer Ausstellung zwischen 2004 und 2007 ge-malt. Die Galerie Alexander und Bonin zeigte sie vom 8. September bis 13. Oktober in New York. Wir danken der Künstlerin, sowie Carolyn Alexander und Ted Bonin dafür, dass sie uns diese bedeutende Werkgruppe überlassen haben.
Gianfranco Verna
Raum 4
Installation view Raum 1
Installation view Raum 2
Installation view Raum 1
Installation view Raum 1
Installation view Raum 1
Pin Oak Crown
2006
45 x 60.3 cm / 17.75 x 23.75 "
aquatint and drypoint on paper
Edition 2/34
The Maple Tree
1998
Lithographie
81.3 x 59 cm / 32 x 23 1/4 "
Edition 9/40
The Pin Oak (Summer) 2004
2004
114 x 155 cm / 45 x 61 "
oil on linen
The Maple Tree, Summer 2007
2007
114.3 x 152.4 cm / 45 x 60 "
oil on linen
The Pin Oak September 2004
2004
56 x 76.2 cm / 22 x 30 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 6/18/05
2005
56.5 x 76 cm / 22.25 x 30 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 9/9/05
2005
55.9 x 75.6 cm / 22 x 29.75 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 10/18/03
2003
56.5 x 75.5 cm / 22.25 x 29.75 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 7/5/06
2006
55.5 x 75.5 cm / 21.875 x 29.75 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak May 2007
2007
55.8 x 76.2 cm / 22 x 30 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 6/21/07
2007
55.8 x 76.2 cm / 22 x 30 "
watercolor and pencil on paper
The Pin Oak 8/8/05
2005
55.9 x 75.6 cm / 22 x 29.75 "
watercolor and pencil on paper
The Maple Tree with Pine
2005
76 x 101.6 x 4.5 cm / 30 x 40 "
oil on linen
The Maple and Pine Trees
2003 - 2004
92 x 101.6 cm / 36.25 x 40 "
oil on linen
The Maple Tree with Pine
2006
91.4 x 101.6 x 4.5 cm / 36 x 40 "
oil on linen
Winter Maple and Pine
2007
114.3 x 152.4 cm / 45 x 60 "
oil on linen
Richard Tuttle
50 Years of Collaboration
25. September bis 30. November 2024
Glen Rubsamen
The Petrified Forest
Herausgeber: Glen Rubsamen
INSIGHT #3 beleuchtet das zeichnerische Werk von Fred Sandback anhand von drei Beispielen aus den Jahren 1974 und 1982.
Rita McBride, Momentum,
Dia Beacon, Beacon, NY
1. Juli 2023 bis Januar 2025
Ree Morton with Natalie Häusler,
To Each Concrete Man, Kunstmuseum Bochum
11. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
16. November 2008 – 2033