Galeriebrief 2/2004

25. Mai bis 10. Juli 2004

JERRY ZENIUK
Jerry Zeniuk, geboren 1945, ist Maler. Sein Werkverzeichnis beginnt 1971 mit «Untitled no. 1, NYC, destroyed». Die grossformatigen Werke werden seither fortlaufend numeriert, diejenigen in dieser Ausstellung im Bereiche der Nummern 269 bis 272 identifiziert. In dieser Weise wird die Entstehungsgeschichte der Werke offengelegt. Dies ist intendiert und aussagekräftig. Die Arbeit des Malers wird anschaulich als Wegstrecke und zeitliche Abfolge, als künstlerischer Reifungsprozess, der die Erfahrungen des Malens reflektiert und für weitere, andere Bildformulierungen zu nutzen vermag. Dabei kommt es aber keineswegs zu einer determinierten stilistischen Einbahnstrasse.

Es wäre auch ein Trugschluss, die Werke als tagebuchartige Aufzeichnungen oder Manifestationen individueller Befindlichkeiten zu lesen. Überhaupt verweigern sie sich einer symbolischen oder metaphorischen Interpretation. In solchem Sinne sind sie unbedeutsam.
Diese Bilder beanspruchen in den gültigen Bestand der Geschichte der Bilder aufgenommen zu werden, ihren Beitrag innovativ und geschichtsbewusst zu leisten. Ungeheuerlich und übertrieben mag dieser Anspruch erscheinen. Unser relativistisches Lebensgefühl bevorzugt offensichtlich ironische Gebrochenheit. Ein gewisses Quantum an Unverbindlichkeit gehört zur zeitgemässen künstlerischen und kulturpolitischen Ausstattung. Die Malerei von Jerry Zeniuk aber erzwingt Verbindlichkeit, vom Künstler und vom Betrachter. Sie steht damit quer zu einer merkwürdigen und umfassenden Transformation von Selbstverständnis und Verhaltenscode im Kunstbetrieb. Der Maler bekennt sich eindeutig zu seinen Setzungen und benutzt weder Collage noch Zitate, welche sich einer deskriptiven Ausdeutung unmittelbar anbieten. Die Werke von Jerry Zeniuk offerieren Wahrnehmungserlebnisse und Gestaltbedeutungen.

Jerry Zeniuk wurde in einem Flüchtlingslager bei Lüneburg geboren. Seine Familie stammt aus der Ukraine und emigrierte 1950 in die USA. Seit 1969 lebt der Künstler in New York und seit 1992 auch in München. Dort wirkt er als Professor für Malerei an der Akademie für Bildende Künste.

Die erste Einzelausstellung bei Annemarie und Gianfranco Verna fand 1977 statt. Bisher präsentierte die Galerie acht Einzel- und viele Gruppenausstellungen mit Werken des Künstlers.
Retrospektiven in Museen:

  • 1990 Jerry Zeniuk – Bilder Paintings 1971-1989, Kunsthalle Bremen; Kunstmuseum Winterthur; DAAD-Galerie, Berlin; Neue Galerie Kassel
  • 1996 Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
  • 1999 Oil and Water, Kunstmuseum Winterthur; Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Brandenburgische Kunstsammlungen, Cottbus; Neue Galerie Kassel
  • 2003 Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Aquarelle).

Ausstellungen

Rita McBride «Mae West and the Middle Managers»
Mai 36 Galerie, Rämistrasse 37, 8024 Zürich, 30. April bis 5. Juni 2004

Art 35 Basel Halle 2.0 Stand S2