Was ist Korruption? Ad Reinhardt äussert sich zum Thema 1961 (Panel Discussion, Scrap, NY): «Ich versuchte darüber nachzudenken, was Korruption ganz allgemein bedeutet. Nun, was wäre Korruption bezogen auf die Kunst? Und meine Antwort würde lauten, es sind die Werke, die zu verfügbar sind, zu ungenau, zu offen, zu poetisch. Ich würde sagen, dass dies zu vielen Leuten erlaubt, ihre eigenen Ideen in das Werk zu projizieren, und ich mag es nicht, wenn Kunst derart offen ist, dass in einem bestimmten Moment alles möglich ist, fast ein jeder so etwas machen könnte. Ich denke, diese ganze Idee ist korrupt. Ich meine, die Vorstellung eines Künstlers, der uns glauben machen will, er wüsste nicht was er tut, ist eine korrupte Vorstellung.»
Korruption und Opportunismus waren Gesprächsstoff, der uns tagtäglich umtrieb. Die Feststellung entsprechender Belege im Kunstbetrieb und deren Analyse schärfte, durchaus lustvoll, die Eigenwahrnehmung. Der Zwang zur Präzisierung künstlerischer Argumente war eine ständige und fruchtbare Herausforderung. Dass der Marktplatz über die Jahre immer schärfer ein aktives Veralten künstlerischer Überzeugungen als Strategie einsetzt, macht das Einstehen für überlegt und sicher getroffene Entscheidungen immer anspruchsvoller. Andreas Christen wollte lebenslang genau und immer genauer wissen, was er als Künstler und was er als Gestalter tat. Seine frühen Arbeiten, 1959 bis 1964, sind treffsichere Meisterstücke, informiert durch neue Materialien und neuartige Produktionsmethoden. Der Schritt vom Bild zu einem dreidimensionalen Wandobjekt war die notwendige Konsequenz seiner künstlerischen Zielsetzung. Diese Werke waren in jeder Hinsicht zeitgemäss. Sie gehören zu den innovativsten und wichtigsten Leistungen des schweizerischen Kunstschaffens in einer Zeit radikalen Umbruchs. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Das Erreichte sollte so nicht ausgeschlachtet, monopolisiert werden. Mit Unterbrüchen, lebensbedingt, zeitbedingt, ging ein schöpferischer und intellektueller Arbeitsprozess weiter, um die Dinge, die Objekte richtig zu denken, um diesen dem gemäss das richtige Aussehen in allen Aspekten zu geben. Tauglichkeit war gemeint, für Funktionen, die in Kunst und Design grundsätzlich verschieden sind.
Die Form als Einzelereignis, die ein stetes Erfinden und Variieren von weiteren Formen erfordert, was nur in engen Grenzen möglich ist, ersetzte Andreas durch eine Struktur. Solche Generalisierung, die der Individualisierung des Formereignisses entgegengesetzt ist, verlegte den Schwerpunkt auf die eigentliche Thematik seines Werkes. Eine einfache Struktur, bestehend aus alternierenden positiven und negativen gleichartigen Elementen, erzeugt eine irritierende Vielfalt von Wahrnehmungsmomenten und sich verändernden Formzusammenhängen. Licht und Schatten konstruieren in exemplarischer Weise Räumlichkeit. Andreas begriff seine Werke gleichsam als Instrumente, die in das Kontinuum von Raum eingreifen und Raumerfahrung erlebbar machen. Die abstrakte Gestalt dieses Werkzeuges macht die Bedingungen räumlicher Wahrnehmung anschaulich. Schliesslich gelang es ihm in den letzten zehn Jahren seines Lebens für Probleme, mit denen er sich lange beschäftigt hatte, die gültige Lösung zu finden. Weder Bilder noch Reliefs, finden die Werke zu ihrer definitiven Form. Und die Aura des Kunstwerkes? Sie wird transformiert in eine lebendige Einheit von Licht, Schatten und Raum.
Installation view Raum 4
Installation view Raum 1
Installation view Raum 1
Installation view Raum 2
Installation view Raum 2
Installation view Raum 3
Installation view Raum 3
Installation view Raum 4
Installation view Raum 4
Installation view Büroraum
Alle Fotografien
© by Thomas Cugini, Zürich
Installation view Büroraum
Alle Fotografien
© by Thomas Cugini, Zürich
Installation view Büroraum
Alle Fotografien
© by Thomas Cugini, Zürich
Installation view Büroraum
Alle Fotografien
© by Thomas Cugini, Zürich
Ohne Titel
1988
83 x 86 x 8 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
1959/60
70 x 70 cm
Kunstharz auf Masonit
Ohne Titel
1958
70 x 70 cm
Kunstharz auf Masonit
Monoform
1961
143 x 149 x 13 cm
Polyester weiss gespritzt
Monoform
1961
143 x 149 x 13 cm
Polyester weiss gespritzt
Monoform
1959 / 1960
99 x 99 cm
Polyester weiss gespritzt
Monoform
1959 / 1960
99 x 99 cm
Polyester weiss gespritzt
Komplementär-Struktur
1974
120 x 120 x 9 cm
Polyester weiss gespritzt
Komplementär-Struktur
1974
120 x 120 x 9 cm
Polyester weiss gespritzt
Ohne Titel
1995
4 x 136 x 8 cm
Holz, weiss gespritzt
Ohne Titel
1995
4 x 136 x 8 cm
Holz, weiss gespritzt
Komplementär-Struktur
1980
130 x 130 x 25 cm
Epoxy, weiss gespritzt
Komplementär-Struktur
1980
130 x 130 x 25 cm
Epoxy, weiss gespritzt
Ohne Titel
2002
20 x 172 x 4 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2002
20 x 172 x 4 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2005
24 x 116 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2005
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2005
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2003
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Ohne Titel
2003
160 x 160 cm
MDF-Platte, weiss gespritzt
Richard Tuttle
50 Years of Collaboration
25. September 2024 bis 21. Februar 2025
Richard Tuttle
Complete Interviews 1970–2022
Editiert und mit einem einführenden Interview von Dieter Schwarz
Glen Rubsamen
The Petrified Forest
Herausgeber: Glen Rubsamen
INSIGHT #3 beleuchtet das zeichnerische Werk von Fred Sandback anhand von drei Beispielen aus den Jahren 1974 und 1982.
Rita McBride, Momentum,
Dia Beacon, Beacon, NY
1. Juli 2023 bis Januar 2025
Ree Morton with Natalie Häusler,
To Each Concrete Man, Kunstmuseum Bochum
11. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
16. November 2008 – 2033